Detmold. Um gleich eine steile These zu wagen. Dem Detmolder Organisten Johannes Pöld kann es ein wenig so gehen, wie der Weltklassefotografin Vivian Meier (1926 – 2009) .Hätte John Maloof nicht ihre Fotos entdeckt, wäre eine der bedeutendsten Fotografinnen des zwanzigsten Jahrhunderts im Staube der Geschichte zerfallen. Wenn man so will spielt Johannes Pöld in dieser Geschichte den John Maloof. Auch er hat etwas entdeckt, von dem wahrscheinlich nicht mal Johann Sebastian Bach, diese gelehrte Perücke, etwas geahnt hat.
Und dabei geht es um die Musik des großen Meisters. Allerdings um die kleinen Stücke, jene zweistimmigen Inventionen und kleinen Präludien, die jedem einigermaßen ausdauernden. Klavierschüler im Laufe seines Lebens unter die Finger gekommen sind. Aber erzählen wir die Geschichte von vorne. Schon seit Studientagen hat der damals angehende Organist Johannes Pöld sich darüber gewundert, warum Bach, der so herrliche Choralvorspiele geschrieben hat, nie für sein Lied „Ich steh an deiner Krippen hier“ ein Choralvorspiel geschrieben hatte. Diese Frage hat auch den erfahrenen Organisten, dem hunderte von Melodien und Themen im Kopf herumfliegen nie losgelassen. Und 2006 haben sie sich gefunden: die zweistimmige Invention in a-moll und die Melodie, und zwar ohne dass Pöld irgendwie unzulässig in das Präludium oder das Lied eingegriffen hat. (Diese Entdeckung ist um so erstaunlicher, als die Bachforschung unzählige höchst verborgene Bezüge in seiner Musik gefunden hat, von denen man annimmt, dass Bach sie selbst so angelegt hat.)
Jetzt hatte Pöld den Virus. Das Thema lies ihn nicht mehr los. Jahrelang spukten wichtige Kirchenlieder, zu denen es keine Orgelvorspiele gab, und diese kleinen Kompositionen in seinem Kopf herum. Und immer wieder setzte er sich ans Klavier und probierte. Und entdeckte immer mehr „Verstecktes“ Und seit wenigen Wochen ist es auf dem Markt das „Versteckt – Entdeckt, Johann Sebastian Bach und seine „blinden Passagiere“. Wer sich diesen einmaligen Genuss nicht entgehen lässt, wird hören, dass sich Pölds „Entdeckungen“ ebenso für jeden Nebenfachorganisten spielbar, als auch für den Orgelunterricht bestens geeignet sind und also vielen wichtige Liedern über diesen Weg auch wieder bekannter machen. Wie sagte ein erster Zuhörer: „Das klingt wirklich.“ na denn. . . Die zwölf „Bearbeitungen“ sind im Verlag Strube www.strube.de erschienen und für acht Euro, zur Zeit nur per Telefonhotline 0800-00-68745 über uns erhältlich.
(Bild/Text: Andreas Schwabe, LZ Detmold, Auf dem Bild: Judith Brackhage, Johannes Pöld)