Die euphorische Geschichte einer faszinierenden Reise – mit Mut, einem M’ amin und eigens komponierter Musik.

Notenstapel, Versandetiketten, Bestelllisten: nicht das Spannendste unter der Sonne. Doch zum Glück treffen wir mittendrin oft auf Menschen, die Außergewöhnliches auf die Beine stellen, selbst wenn andere das für unmöglich oder für zu riskant halten oder als unnütz abtun. Die Unternehmungslustigen, Unbekümmerten, Unermüdlichen können begeistern.
Ein solcher Zeitgenosse ist Jakob Hoffmann. Seine herrlichen Reiseerlebnisse haben mir neulich auf einem Verwandtschaftstreffen die Sprache verschlagen (was ehrlich gesagt was heißen will). Er ist der Sohn eines meiner Cousins und ein absoluter Mutmacher.
Andauernd Nörgelei und Streit in öffentlichen Kanälen, das kann es doch nicht sein! Was gut tut, ist, wenn Menschen neugierig auf Unbekanntes und optimistisch sind. Darum hat diese Geschichte einen Platz in diesem Musikblog verdient, auch wenn sie eigentlich nichts mit Musik zu tun hat. Wobei nun Musikalisches reingeschummelt ist.
Jakob, 24 Jahre alt, reitet zurzeit einfach mal von Nordhessen nach Paris. Den Traum hatte er schon eine Weile, überzeugt, dass daraus nur mit einem außergewöhnlichen Pferd etwas werden kann. Es ist ein M’ amin (dazu unten mehr) und heißt Legacy. Die Route führt die beiden durch Wälder und Wiesen, über Autobahnbrücken, treppauf, treppab, durch Fußgängerzonen und über englischen Rasen vor Schlössern in Großstädten. Die überraschten Blicke der Menschen, an denen die beiden vorübertraben und vorbeigaloppieren, sind köstlich.

Abend für Abend sucht Jakob sich ein neues Quartier. Er ist begeistert von wunderbaren Begegnungen mit gastfreundlichen Menschen, die eine Box im Stall freiräumen oder ein Stück Weide oder Vorgarten anbieten. Für die kalten Monate haben die beiden eine Bleibe in Süddeutschland gefunden.
An ein Tier wie Legacy kommt man nicht einfach so. Jakob erhielt es als Lohn für seine Arbeit auf einem Hof, der ihm wegen dieser seltenen Pferde aufgefallen war. Die Rasse M’ amin wird seit einigen Jahren sozusagen wiederbelebt. Es waren und sind die Tiere der Palouse, auch Palus geschrieben, deren angestammtes Land im Nordwesten der USA liegt. (Sie sprechen M’ amin mit langem a und kurzem i.)
Die Indianer hatten die besonders trittsicheren, markant gescheckten und ungewöhnlich stark auf den Menschen bezogenen Pferde für die Büffeljagd gezüchtet. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kam diesen Tieren dann eine Hauptrolle zu, als die Palouse und andere Stämme sich gegen die martialische Politik aus Washington zu behaupten versuchten. Dass Hunderte Menschen, viele von ihnen krank und alt, auf einer Tausende Kilometer langen mehrwöchigen Flucht vor den Soldaten beinahe nach Kanada entkamen, war Berichten zufolge größtenteils der Wendigkeit und Ausdauer der Vierbeiner zu verdanken. Letztlich verloren aber viele der Palouse ihr Leben oder ihre Unabhängigkeit. In den Pferdeherden wüteten die Militärs mit unfassbarem Gemetzel.
Zurück zu Jakob! Er berichtet auf Instagram von seiner Tour und seinen Erlebnissen. Das sprüht vor Euphorie. Ich konnte es mir aber natürlich nicht nehmen lassen, ihm etwas Musik mit auf den Weg zu geben, nämlich eine kleine Mundharmonika.
Es kommt sogar noch besser in musikalischer Hinsicht: Ein befreundeter Dirigent und Komponist, David Marlow, hat bei Jakobs Aufnahmen Feuer gefangen und sofort etwas dafür komponiert.
Wenn Sie nicht am Weg zum Eiffelturm wohnen, aber Jakob und Legacy trotzdem eine Freude machen möchten, können Sie den beiden etwas Geld für einen Eimer Hafer oder frische Hufeisen zukommen lassen. Die Daten stehen auf Jakobs Instagramseite – oder direkt hier: paypal.me/meinmaminundich
Musik, Träume und Abendteuer haben etwas gemeinsam. Sie entstehen aus Leidenschaft, Mut und dem Wunsch, etwas Echtes zu erleben und zu bewegen. Und darum erinnern uns gerade auch Geschichten, die außerhalb der Welt der Musik geschrieben werden, daran, warum wir überhaupt Musik machen.
Jakob, falls Du dies liest – schick mal einen Film von Legacy beim Mundharmonikaspielen!
Eine kleine Dokumentation der spannenden Geschichte dieser legendären Pferde finden Sie unter folgendem YouTube-Link.
Über die Musik / Komposition im Video:
David Marlow (*1970 in England) ist Pianist, Dirigent und Komponist.
Er studierte in Wien und Detmold und arbeitet heute als Professor an der Hochschule für Musik Detmold. Als vielseitiger Komponist schrieb er Musik für zahlreiche Film-, Fernseh- und Computerspielproduktionen, darunter auch den preisgekrönten Dokumentarfilm Eines Vaters Liebe.
Wikipedia-Artikel zu David Marlow.