von Meik Schwalm | Künstlercoaching Berlin
– Stimmtrainer und Persönlichkeitscoach –
Schon wieder hat ein neues Jahr angefangen. Die „Frohes neues Jahr!“-Wünsche verklingen zunehmend und der eine oder andere Vorsatz verliert bereits an Zugkraft. Die zweite Ausnahme hat die erste Ausnahme abgelöst …
In diesem Beitrag möchte ich Dir eine Technik vorstellen, mit der Du in 7 Schritten aus Deinen Vorsätzen erreichbare Ziele machst und in machbare erste Schritte unterteilst. Diese Technik stammt aus dem NLP (neurolinguistisches Programmieren) und hilft dabei, sogenannte wohlgeformte Ziele zu formulieren. Such Dir also einen Vorsatz aus und schreib ihn Dir auf.
Als Beispielsatz nehme ich hier: „2015 werde ich mehr üben als 2014.“ – Und nun erkläre ich, wie man aus einem landläufigen Ziel ein wohlgeformtes Ziel macht:
1. Positive Formulierung
Zunächst ist es wichtig, dass die Formulierung keine Verneinung und keine Vergleiche enthält, da das Gehirn kein „Nein“ versteht und da Vergleiche meist den Fokus auf das Problem aufrechterhalten. Außerdem wird der Satz kraftvoller, wenn er mit „Ich“ beginnt. Und Wörter wie „sollte“, „würde“, „möchte“ oder „könnte“ haben in einem wohlgeformten Ziel nichts zu suchen.
Folgende Fragen sollen Dir helfen, Dein Ziel zu formulieren:
Worin besteht Deine Unzufriedenheit (das Problem)?
Was willst Du stattdessen für Dich erreichen?
Was wirst Du dann haben, was Du vorher nicht hattest?
Was ist jetzt erfüllt?
Unser Ziel müsste beispielsweise folgendermaßen verändert werden, um dem ersten Kriterium zu entsprechen: „Ich übe 2015 jeden Tag 8,5 Stunden in der Hochschule.“
2. Eigenständig/selbst zu erreichen
Der Schlüssel zur Veränderung liegt nur bei Dir allein. Häufig besteht der Wunsch, dass sich jemand anders oder die Umstände ändern (das ist der Lottogewinn) – doch solche externen Faktoren können wir in der Regel nicht beeinflussen.
Folgende Fragen können Dir helfen:
Kannst Du Dein Ziel selbst erreichen?
Liegt es in Deinen Möglichkeiten, dieses Ziel in die Realität umzusetzen?
Brauchst Du andere Menschen, um das Ziel zu erreichen?
Wenn ja, wen genau und wofür genau?
Nach dem 2. Kriterium könnte unser Ziel so aussehen: „Ich übe 2015 jeden Tag 2 Stunden in der Hochschule und 6,5 Stunden zu Hause.“ (Jeden Tag steht ein Proberaum in der Hochschule für 2 Stunden zur Verfügung.)
3. Spezifisch und konkret
Die Erreichung Deines Ziels sollte überprüfbar sein. Je konkreter Dein Ziel definiert ist, desto stärker wirkt die Zielvorstellung auf Dein Bewusstsein und Unterbewusstsein. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wo und wann (Kontext) das Ziel erreicht sein wird.
Wann (möglichst genaues Datum) möchtest Du Dein Ziel erreicht haben oder das Projekt starten?
Welche anderen Personen gehören zu der Situation des erreichten Ziels?
Durch das 3. Kriterium ändert sich unser Satz wie folgt: „Ab dem 19. Januar übe ich jeden Tag 2 Stunden in der Hochschule und 6,5 Stunden zu Hause.“
4. Beweis
Der Fortschritt und das Erreichen Deines Ziels müssen anhand direkter sinnlicher Erfahrungen überprüfbar sein. Richte Deine Aufmerksamkeit in die Zukunft und stell Dir alles so vor, als hättest Du Dein Ziel schon erreicht.
Woran wirst Du merken, dass Du Dein Ziel erreicht hast?
Was siehst Du, hörst Du, fühlst Du, riechst Du, schmeckst Du?
Nun könnte die Formulierung des Ziels wie folgt lauten: „Ab dem 19. Januar übe ich jeden Tag 2 Stunden in der Hochschule und 6,5 Stunden zu Hause und spiele beim Konzert am 27. August das Rachmaninoff-Klavierkonzert auswendig.“
5. Ressourcenzugang
Wenn wir ein Ziel anstreben oder erreichen, rufen wir unterschiedliche Ressourcen ab. Das betrifft die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen genauso wie die äußeren Bedingungen. Nimm Dein Ziel in Hinblick auf die benötigten Ressourcen und ihre Verfügbarkeit unter die Lupe.
Was brauchst Du am meisten, um Dein Ziel zu erreichen?
Welche persönlichen Fähigkeiten, Möglichkeiten und Kraftquellen kannst Du Dir zum Erreichen Deines Ziels zugänglich machen?
Wie kannst Du bekommen, was Du brauchst, um Dein Ziel zu erreichen (Ressourcen)?
Nun liest es sich so: „Ab dem 19. Januar übe ich jeden Tag 2-mal 1 Stunde in der Hochschule und 3-mal 2 Stunden zu Hause und spiele beim Konzert am 27. August das Rachmaninoff-Klavierkonzert auswendig.“
6. Richtige Größe
Die richtige Größe ist entscheidend für die „Zugkraft“ des Ziels – Motivation schafft neue Ressourcen, Demotivation sorgt für einen Energieabbau. Wenn sich das Ziel fast im Vorbeigehen ergibt, kannst Du es ein wenig höherstecken. Wenn sich Dein Ziel wie ein Berg vor Dir auftürmt, kannst Du sinnvolle Zwischenziele formulieren.
Hat Dein Ziel eine realisierbare Größe?
Wenn es zu klein ist (geringe Motivation): Was würde es Dir bringen, dieses Ziel zu erreichen? (Hiermit kann der Rahmen des Ziels aktivierender auf Dich wirken.)
Was hält Dich davon ab, das Ziel zu erreichen? (Wenn das Ziel zu groß ist, hilft diese Überlegung dabei, es realistischer zu machen.)
Wenn es zu groß ist (starke Zweifel): Welche Zwischenziele können benannt werden?
„Ab dem 19. Januar übe ich jeden Tag 2-mal eine halbe Stunde in der Hochschule und 3-mal 1 Stunde zu Hause und kann den ersten Teil des Rachmaninoff-Klavierkonzerts am 27. August auswendig spielen.“
7. Ökologisch
Ein Ziel, das wir uns gesetzt haben, steht oft in einem Spannungsverhältnis mit den anderen Aspekten unserer Person, die ebenfalls auf uns wirken. Wenn Du Dir diese Interessenkonflikte bewusst machst, kannst Du Dein Ziel realistisch formulieren und Fallstricken ausweichen.
Was hat Dich bisher davon abgehalten, Dein Ziel zu erreichen?
Was hat sich geändert, dass Du jetzt Dein Ziel aktiv angehen willst?
Welche Auswirkungen hat die Erfüllung Deines Ziels auf andere Lebensbereiche, auf andere Beziehungen?
Was sind die Vor- und Nachteile?
Was ist an dem Ziel so wichtig für Dich?
Was ist das Beste daran?
„Ab dem 19. Januar übe ich 5 Tage pro Woche 2-mal eine halbe Stunde in der Hochschule und an 4 Tagen 3-mal 1 Stunde zu Hause und kann den ersten Teil vom Rachmaninoff-Klavierkonzert am 27. August auswendig spielen.“
Hinweis:
Es kann sinnvoll sein, zu jedem Kriterium ein neues Unterziel zu formulieren, um zum Beispiel die ersten 3 Schritte festzulegen. Falls Dein Ziel nach einem Kriterium neu formuliert werden muss, durchläufst Du immer alle Kriterien von 1 bis 7 mit der Zielformulierung und bildest Teilziele.
Ich wünsche Dir viel Spaß bei der Umwandlung Deiner Vorsätze und gute erste Schritte in ein wundervolles Jahr 2015.
Meik
Meik Schwalm ist diplomierter Opernsänger mit über einem Jahrzehnt Bühnenerfahrung an unterschiedlichen Opernhäusern in Europa. 2010 gründete er www.kuenstlercoaching-berlin.de: für ein positiveres Bewusstsein und neue Lebensperspektiven von Künstlern. Die Coachings und Trainings bietet Meik in deutscher und englischer Sprache an. Er lebt in Berlin.
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